Donnerstag, 4. Dezember 2014

BVB: Die Zielsetzung muß sich ändern...

Wie beendet man einen Negativ-Lauf? Unter vielen Aspekten trägt die angeschlagene Psyche zum Absturz von Borussia Dortmund bei. Experten raten, sich von alten Ansprüchen loszusagen. Klopp kündigt eine Reaktion an. 

Die Krise im Dortmunder Fußballtheater ist inzwischen so vielschichtig, dass man als Beobachter leicht den Überblick verlieren kann. Haben sich die Gegner auf die Überfall-Gegenpressing-Pressing-Taktik eingestellt? Hat sich Jürgen Klopp als Trainer verbraucht? Reicht die Kondition der Spieler nicht mehr für den aufwändigen Stil? Sind die Zugänge zu schlecht? Oder die Verletzten zu zahlreich? Fehlt einfach das Glück? Für sich genommen kann nichts davon die Wandlung eines Champions-League-Finalisten 2013 in einen Dezember-Letzten 2014 erklären. Am Ende könnte es die Summe vieler Einzelteile sein.

Nun ist allerdings auffällig, dass die Verantwortlichen zunehmend die Psyche ins Spiel bringen. Sie drängen darauf, dass Spieler wie Trainer sich auf die Realität einstellen: Sich nicht weiterhin als Konkurrent der Bayern fühlen, sondern erst mal Hoffenheim und Berlin schlagen.

"Es sollte eine Zielanpassung erfolgen", rät Henning Plessner, Professor für Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Sportpsychologie an der Universität Heidelberg: "Von außen sieht es ein bisschen so aus, als hätte man sich in Dortmund etwas zu lange an das Saisonziel Champions-League-Platz geklammert." Da sich dieses Ziel von Niederlage zu Niederlage immer weiter entfernt, könne es sein, dass man sich in der Mannschaft nicht mehr auf ein gemeinsames Ziel einigen könne. Der eine möchte gerne international glänzen, der andere mit Kraft und Anstrengung in Paderborn gewinnen. Fehle diese in der Sportwissenschaft sogenannte "aufgabenbezogene Kohäsion", beeinflusse das nachgewiesenermaßen die Leistung einer Mannschaft, sagt Plessner.

Wie man so einen Negativ-Lauf beendet? Außer einer neuen, gemeinsamen Zielsetzung hat auch die Sportpsychologie kurzfristig keine Zaubertränke zu bieten. "Grundsätzlich zielt sportpsychologische Betreuung eher auf mittel- und langfristige Entwicklungen und nicht auf 'Notsituationen'", erklärt Plessner. Doch ob die Dortmunder auf die Notsituation Platz 18 vorbereitet sind? Wie erklärt man hochdekorierten Spielern wie Shinji Kagawa, Henrikh Mkhitaryan und Ciro Immobile oder den Weltmeistern Erik Durm, Kevin Großkreutz und Mats Hummels, dass ihr Maßstab jetzt nicht mehr Bayern München, sondern der Hamburger SV ist?


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