Borussia Dortmund ist nicht in der Lage, die Krise abzuwenden. Die Ursachen für den seltsamen Formverfall sind vielschichtig. Die mangelhafte Integration der Zugänge ist nur ein Teil des Problems.
1. Mangelhafte Integration der Zugänge
Borussia Dortmund musste in den vergangenen Jahren immer wieder wichtige Leistungsträger abgeben: 2011 verließ Nuri Sahin den Verein, 2012 Shinji Kagawa und 2013 Mario Götze. Konnten diese Abgänge durch eine geschickte Personalpolitik zunächst noch kompensiert werden – Ilkay Gündogan und Marco Reus wurden verpflichtet –, war der Abgang von Robert Lewandowski nicht mehr aufzufangen. Der polnische Stürmer hatte sich mehr und mehr zu einer spielbestimmenden Figur entwickelt.
Speziell in der vergangenen Saison, als sein Wechsel zu Bayern München bereits feststand, war Lewandowskis Rolle für das Dortmunder Spiel bedrohlich dominant geworden: Die Mannschaft verließ sich fast nur noch auf ihn. Ohne Lewandowski hätte es wohl schon früher erste Krisensymptome gegeben.
Da es unmöglich war, Lewandowski zu ersetzen, wurden andere Stürmertypen verpflichtet: Adrian Ramos geht in die Tiefe, lebt von seiner Schnelligkeit, Ciro Immobile ist ein reiner Strafraumstürmer. Strategische Fähigkeiten und herausragende Stärken im Kombinationsspiel wie Lewandowski haben beide nicht. Trotzdem aber versuchen die Dortmunder, weiterhin das Spiel so aufzuziehen, als ob sie einen Schlussspieler von Lewandowskis Klasse hätten. Eine Problematik, die bislang ungelöst ist.
2. Massive Verletzungsprobleme
In Marco Reus und Sokratis hatte Jürgen Klopp in Berlin nur den Ausfall von zwei Stammspielern zu beklagen. Das heißt allerdings nicht, dass alle anderen Profis in guter Verfassung sind. Ob Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Sven Bender, Ilkay Gündogan, Nuri Sahin, Jakub Blaszczykowski, Henrikh Mkhitaryan – mehr oder wenige alle wichtigen Spieler hatten entweder langwierige Verletzungen hinter sich oder fielen während der Saison immer wieder aus. Bei Mkhiktaryan wurde nun ein Muskelbündelriss diagnostiert, er wird mindestens sechs Wochen fehlen.
Die Vielzahl von Verletzten hatte und hat massive Auswirkungen auf die Statik des Teams. Eine spezielle Hypothek war die von zahlreichen Personalproblemen überschattete Saisonvorbereitung: So rührt die nur mangelhaft vollzogene Integration der Zugänge nicht zuletzt daher, dass sie sich nie mit der Stammmannschaft einspielen konnten, da immer wieder Spieler verletzt waren oder die fünf BVB-Spieler aus dem Weltmeisterkader der Nationalelf erst mit mehrwöchiger Verspätung in die Vorbereitung einsteigen konnten.
3. Auswirkungen der WM
Die Probleme mit dem verspäteten Trainingseinstieg der Weltmeister hatten nicht allein die Dortmunder zu bewältigen. Aber im Gegensatz zu den Stars des FC Bayern, die in deutlich größerer Zahl in Brasilien vertreten waren, fehlten den Borussen schlicht Erfahrungswerte im Umgang mit den zusätzlichen Belastungen durch ein langes, intensives Turnier und vor allem auch mit den Auswirkungen des Titelgewinns.
Es kann kein Zufall sein, dass Erik Durm, Matthias Ginter, Roman Weidenfeller und Kevin Großkreutz massive Formprobleme haben. Weidenfeller verlor sogar nach zehn Jahren seines Status als Nummer eins. Großkreutz war in Berlin nicht einmal im Kader.
Der einzige Dortmunder Weltmeister, dessen Formbarometer derzeit akzeptable Werte aufzeigt, ist tatsächlich der einzige wirkliche Weltmeister: Mats Hummels hat in Brasilien eine wichtige Rolle gespielt. Durm, Ginter, Weidenfeller und Großkreutz waren Statisten beim Sommermärchen – auch dies will mental verarbeitet werden.
4. Unklare Hierarchien in der Mannschaft
Vor Saisonbeginn wurde ein Kapitänswechsel vollzogen. Nach sechs Jahren hatte Sebastian Kehl die Spielführerbinde abgegeben Er wollte den Staffelstab weitergeben, hatte der Ex-Nationalspieler gesagt. Klopp hatte diese Entscheidung akzeptiert und Hummels zum neuen Kapitän ernannt. Doch Hummels sagt selbst, dass er in diese Rolle "noch hineinwachsen muss". Fakt ist: Hummels ist mit seiner Klasse zwar ein wichtiger Faktor für die Lösung der Dortmunder Probleme – aber er verhielt sind in den vergangenen Monaten nicht immer wie ein Kapitän.
Nach dem 0:1 gegen Hannover hatte er sich öffentlich darüber gewundert, dass der Ball beim Gegentor "sehr lange geflogen" ist. "Ich war wirklich überrascht, dass der ins Tor geflogen ist", hatte er gesagt. Eine Kritik an Weidenfeller? Hummels ruderte später zurück. Doch sechs Wochen später saß Weidenfeller tatsächlich auf der Bank.
Es gibt Indizien, dass die Mannschaft nicht mehr so homogen ist wie in den vergangenen Jahren. Vor dem Sieg über Hoffenheim (1:0) war es nicht Hummels, sondern Ex-Kapitän Kehl, der in der Kabine eine Motivationsrede hielt.
5. Mangel an Erfahrung im Abstiegskampf
Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und Zweifel an den Fähigkeiten der Mitspieler sind keine ungewöhnlichen Symptome einer so schweren Krise. Besonders dann nicht, wenn sich eine Mannschaft, die für Titelkampf und die Champions League zusammengestellt worden ist, völlig unerwartet in solch einer prekären Situation wiederfindet. Es ist wie ein Kulturschock: Spieler, die sich bislang in erster Linie durch ihre technischen Fähigkeiten und über ihren fußballerischen Anspruch definiert haben, müssen sich komplett anderen Herausforderungen stellen.
Das "Kratzen" und "Beißen" liegt den Dortmundern nicht. Und dem Trainer ist es bislang nicht gelungen, den Profis die Mentalität zu vermitteln, die nötig ist, einen Abstiegskampf erfolgreich bestreiten zu können: Gegentore und Fehler lösen bei den Spieler Selbstzweifel aus. "Ich weiß wie Abstiegskampf geht", beteuert Jürgen Klopp und verweist als Beleg auf seine Zeit als Spieler und Trainer bei Mainz 05. Doch der gravierende Unterschied ist: Für die Mainzer war der Existenzkampf nichts Ungewöhnliches. Die Fallhöhe für die Dortmunder, die im Mai 2013 noch im Champions-League-Finale standen, ist dagegen bedrohlich hoch.
Den Beweis, dass er diesen Sturz stoppen kann, ist Klopp trotz aller Verdienste um den BVB bislang schuldig geblieben. "Ich höre im Wochenrhythmus, was für eine großartige Mannschaft wir sind. Aber diese großartige Mannschaft hat auch großartige Probleme", sagte Klopp und gab Zweifel an seinem Wirken zu: " Wenn du Trainer beim Tabellen-16. bist, dann musst du dich ständig hinterfragen."
1. Mangelhafte Integration der Zugänge
Borussia Dortmund musste in den vergangenen Jahren immer wieder wichtige Leistungsträger abgeben: 2011 verließ Nuri Sahin den Verein, 2012 Shinji Kagawa und 2013 Mario Götze. Konnten diese Abgänge durch eine geschickte Personalpolitik zunächst noch kompensiert werden – Ilkay Gündogan und Marco Reus wurden verpflichtet –, war der Abgang von Robert Lewandowski nicht mehr aufzufangen. Der polnische Stürmer hatte sich mehr und mehr zu einer spielbestimmenden Figur entwickelt.
Speziell in der vergangenen Saison, als sein Wechsel zu Bayern München bereits feststand, war Lewandowskis Rolle für das Dortmunder Spiel bedrohlich dominant geworden: Die Mannschaft verließ sich fast nur noch auf ihn. Ohne Lewandowski hätte es wohl schon früher erste Krisensymptome gegeben.
Da es unmöglich war, Lewandowski zu ersetzen, wurden andere Stürmertypen verpflichtet: Adrian Ramos geht in die Tiefe, lebt von seiner Schnelligkeit, Ciro Immobile ist ein reiner Strafraumstürmer. Strategische Fähigkeiten und herausragende Stärken im Kombinationsspiel wie Lewandowski haben beide nicht. Trotzdem aber versuchen die Dortmunder, weiterhin das Spiel so aufzuziehen, als ob sie einen Schlussspieler von Lewandowskis Klasse hätten. Eine Problematik, die bislang ungelöst ist.
2. Massive Verletzungsprobleme
In Marco Reus und Sokratis hatte Jürgen Klopp in Berlin nur den Ausfall von zwei Stammspielern zu beklagen. Das heißt allerdings nicht, dass alle anderen Profis in guter Verfassung sind. Ob Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Sven Bender, Ilkay Gündogan, Nuri Sahin, Jakub Blaszczykowski, Henrikh Mkhitaryan – mehr oder wenige alle wichtigen Spieler hatten entweder langwierige Verletzungen hinter sich oder fielen während der Saison immer wieder aus. Bei Mkhiktaryan wurde nun ein Muskelbündelriss diagnostiert, er wird mindestens sechs Wochen fehlen.
Die Vielzahl von Verletzten hatte und hat massive Auswirkungen auf die Statik des Teams. Eine spezielle Hypothek war die von zahlreichen Personalproblemen überschattete Saisonvorbereitung: So rührt die nur mangelhaft vollzogene Integration der Zugänge nicht zuletzt daher, dass sie sich nie mit der Stammmannschaft einspielen konnten, da immer wieder Spieler verletzt waren oder die fünf BVB-Spieler aus dem Weltmeisterkader der Nationalelf erst mit mehrwöchiger Verspätung in die Vorbereitung einsteigen konnten.
3. Auswirkungen der WM
Die Probleme mit dem verspäteten Trainingseinstieg der Weltmeister hatten nicht allein die Dortmunder zu bewältigen. Aber im Gegensatz zu den Stars des FC Bayern, die in deutlich größerer Zahl in Brasilien vertreten waren, fehlten den Borussen schlicht Erfahrungswerte im Umgang mit den zusätzlichen Belastungen durch ein langes, intensives Turnier und vor allem auch mit den Auswirkungen des Titelgewinns.
Es kann kein Zufall sein, dass Erik Durm, Matthias Ginter, Roman Weidenfeller und Kevin Großkreutz massive Formprobleme haben. Weidenfeller verlor sogar nach zehn Jahren seines Status als Nummer eins. Großkreutz war in Berlin nicht einmal im Kader.
Der einzige Dortmunder Weltmeister, dessen Formbarometer derzeit akzeptable Werte aufzeigt, ist tatsächlich der einzige wirkliche Weltmeister: Mats Hummels hat in Brasilien eine wichtige Rolle gespielt. Durm, Ginter, Weidenfeller und Großkreutz waren Statisten beim Sommermärchen – auch dies will mental verarbeitet werden.
4. Unklare Hierarchien in der Mannschaft
Vor Saisonbeginn wurde ein Kapitänswechsel vollzogen. Nach sechs Jahren hatte Sebastian Kehl die Spielführerbinde abgegeben Er wollte den Staffelstab weitergeben, hatte der Ex-Nationalspieler gesagt. Klopp hatte diese Entscheidung akzeptiert und Hummels zum neuen Kapitän ernannt. Doch Hummels sagt selbst, dass er in diese Rolle "noch hineinwachsen muss". Fakt ist: Hummels ist mit seiner Klasse zwar ein wichtiger Faktor für die Lösung der Dortmunder Probleme – aber er verhielt sind in den vergangenen Monaten nicht immer wie ein Kapitän.
Nach dem 0:1 gegen Hannover hatte er sich öffentlich darüber gewundert, dass der Ball beim Gegentor "sehr lange geflogen" ist. "Ich war wirklich überrascht, dass der ins Tor geflogen ist", hatte er gesagt. Eine Kritik an Weidenfeller? Hummels ruderte später zurück. Doch sechs Wochen später saß Weidenfeller tatsächlich auf der Bank.
Es gibt Indizien, dass die Mannschaft nicht mehr so homogen ist wie in den vergangenen Jahren. Vor dem Sieg über Hoffenheim (1:0) war es nicht Hummels, sondern Ex-Kapitän Kehl, der in der Kabine eine Motivationsrede hielt.
5. Mangel an Erfahrung im Abstiegskampf
Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und Zweifel an den Fähigkeiten der Mitspieler sind keine ungewöhnlichen Symptome einer so schweren Krise. Besonders dann nicht, wenn sich eine Mannschaft, die für Titelkampf und die Champions League zusammengestellt worden ist, völlig unerwartet in solch einer prekären Situation wiederfindet. Es ist wie ein Kulturschock: Spieler, die sich bislang in erster Linie durch ihre technischen Fähigkeiten und über ihren fußballerischen Anspruch definiert haben, müssen sich komplett anderen Herausforderungen stellen.
Das "Kratzen" und "Beißen" liegt den Dortmundern nicht. Und dem Trainer ist es bislang nicht gelungen, den Profis die Mentalität zu vermitteln, die nötig ist, einen Abstiegskampf erfolgreich bestreiten zu können: Gegentore und Fehler lösen bei den Spieler Selbstzweifel aus. "Ich weiß wie Abstiegskampf geht", beteuert Jürgen Klopp und verweist als Beleg auf seine Zeit als Spieler und Trainer bei Mainz 05. Doch der gravierende Unterschied ist: Für die Mainzer war der Existenzkampf nichts Ungewöhnliches. Die Fallhöhe für die Dortmunder, die im Mai 2013 noch im Champions-League-Finale standen, ist dagegen bedrohlich hoch.
Den Beweis, dass er diesen Sturz stoppen kann, ist Klopp trotz aller Verdienste um den BVB bislang schuldig geblieben. "Ich höre im Wochenrhythmus, was für eine großartige Mannschaft wir sind. Aber diese großartige Mannschaft hat auch großartige Probleme", sagte Klopp und gab Zweifel an seinem Wirken zu: " Wenn du Trainer beim Tabellen-16. bist, dann musst du dich ständig hinterfragen."
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